Kavaliersdelikt

Das Kavaliersdelikt ist ein Begriff aus der Umgangssprache und bezeichnet eine Ordnungswidrigkeit oder ein Delikt, die von der Allgemeinheit oder in bestimmten Gesellschaftsschichten als geringfügiger, legitimer Gesetzesverstoß akzeptiert oder sogar befürwortet wird, mithin nicht als unmoralisch oder ehrenrührig gilt.

Begriffsverständnis

Kavaliersdelikte werden häufig mit Bagatelldelikten gleichgesetzt, die aus Bequemlichkeit oder mangelndem Unrechtsbewusstsein[1] begangen werden, beispielsweise Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung. Regelmäßig treffen Kavaliersdelikte aber die Allgemeinheit, so dass der Schaden zwar durch öffentliche Mittel kompensiert werden kann, der Unrechtsgehalt aber trotzdem vorhanden ist.

Das Empfinden für ein Kavaliersdelikt ist zeitlichen und gesellschaftlichen Schwankungen unterworfen. Gegenwärtig betrachten viele Menschen falsche Angaben in Steuererklärungen,[2][3] das Schwarzfahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln[4] oder Urheberrechtsverletzungen[5][6] als Kavaliersdelikte.[7][8]

Verwendet wird der Begriff Kavaliersdelikt darüber hinaus oft gemeinsam mit den Worten Schwarzarbeit, Korruption und Doping, wobei Steuerhinterziehung am häufigsten in Verbindung damit gebracht wurde.[9][10]

Der Begriff wird außerdem häufig in negierender Form gebraucht, beispielsweise „Umweltverschmutzung ist kein Kavaliersdelikt“ oder „Betrunken Auto zu fahren, ist kein Kavaliersdelikt“.

In der Schweiz existiert neben Vergehen und Verbrechen weiterhin auch die Übertretung als schwächste Form einer Straftat.

Weblinks

Wiktionary: Kavaliersdelikt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
  • Andreas Röchter: Klauen als Kavaliersdelikt? Von wegen! Aachener Zeitung, 7. März 2014
  • Mara Wantuch-Thole: Vom Kavaliersdelikt zur Wirtschaftsstraftat art value 15, S. 61–65
  • Norbert F. Pötzl: Die Kriminalität der Braven: Rechtsbruch wird in Deutschland zur Norm - und kaum jemand regt sich darüber auf Spiegel Special, 1/1999, 1. Januar 1999
  • United Nations Convention against Corruption
  • geringfügige Straftat
  • Ordnungswidrigkeit

Einzelnachweise

  1. Andreas Toller: Kein Kavaliersdelikt: Volkssport Versicherungsbetrug lohnt sich nicht Wirtschaftswoche, 21. Mai 2014
  2. Rein rechtlich: Steuersündern droht noch schneller Gefängnis Wirtschaftswoche, 23. März 2012
  3. Katharina Schneider: Steuerzahler-Studie: Deutsche zahlen artig Steuern – trotz Protest Handelsblatt, 24. Juli 2014
  4. Marianne Moesle: Der Schein und das Bewusstsein Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 04/2014
  5. Plagiate in der wissenschaftlichen Arbeit – kein Kavaliersdelikt (Memento vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive) Webseite der Fachhochschule Bielefeld
  6. Marc Reichwein: Textraub aus der Wikipedia ist kein Kavaliersdelikt Die Welt, 19. August 2015
  7. Top 10 der Kavaliersdelikte: Diese kleinen Betrügereien finden wir in Ordnung Express, 21. Mai 2015
  8. Pfuschen als Kavaliersdelikt, 19,6 Milliarden werden mit Pfusch verdient - Unrechtsbewusstsein gibt es kaum news.at, 28. Juni 2012
  9. Typische Verbindungen zu ›Kavaliersdelikt‹ Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, aufgerufen am 22. April 2022
  10. Wortprofil Kavaliersdelikt‹ Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, aufgerufen am 22. April 2022
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