Lawrence Klein

Lawrence Klein (2008)

Lawrence Robert Klein (* 14. September 1920 in Omaha, Nebraska; † 20. Oktober 2013 in Gladwyne, Pennsylvania[1]) war ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler. Er erhielt 1980 den Wirtschaftsnobelpreis in Anerkennung seiner Forschung zu rechnergestützten ökonometrischen Modellen und deren Anwendung auf die Analyse von Konjunkturzyklen und die Wirtschaftspolitik.

Leben

Lawrence Kleins Kindheit und Jugendjahre waren überschattet von der Weltwirtschaftskrise, was seine späteren beruflichen Interessen förderte, ebenso wie seine schon während der Schulzeit auffallende Begabung für Mathematik. Der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs fiel mit dem Übergang Kleins von der Schule an die Universität zusammen. Als Student fragte er sich, wie die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen zusammenhängen. Sein gesamtes späteres Berufsleben kreiste um dieses Thema.

Er studierte Volkswirtschaft an der University of California, Berkeley. Anschließend wechselte er zum Institut von Paul A. Samuelson am Massachusetts Institute of Technology, wo er 1944 promovierte. Die nächste Station seiner akademischen Karriere war die University of Chicago (1944–1947), wo er ein mathematisches Modell der US-Volkswirtschaft erarbeitete, um den Verlauf von Konjunkturzyklen zu verstehen und die Auswirkung wirtschaftspolitischer Maßnahmen vorherzusagen. Dieses Modell sagte im Widerspruch zur gängigen Meinung einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Nachkriegszeit voraus, was sich bewahrheiten sollte. Ebenfalls korrekt voraussagen konnte er eine leichte Depression nach Beendigung des Koreakrieges.

Es folgten Aufenthalte am National Bureau of Economic Research (1948–1950) und an der University of Michigan (1949–1954). Hier verfeinerte er seine Modelle und entwickelte zusammen mit Arthur Goldberger das berühmt gewordene makroökonomische Klein-Goldberger-Modell. Dieses benutzte Grundlagen von Jan Tinbergen, des ersten Nobelpreisträgers für Wirtschaftswissenschaften (1969), verwendete jedoch eine andere ökonomische Theorie und andere statistische Verfahren.

Die antikommunistische Kampagne von Senator McCarthy verhinderte eine Festanstellung Kleins an der Universität Michigan, weil er von 1944 bis 1946 Mitglied der amerikanischen kommunistischen Partei war. Später führte er dies auf „jugendliche Naivität“ zurück.

Er ging für einige Jahre nach England an die University of Oxford (1954–1958). Nach Abklingen der McCarthy-Hetzkampagne kehrte er zurück in die USA, an die Wharton School der University of Pennsylvania, wo er bis zur Emeritierung lehrte und forschte.

1959 erhielt Klein die John Bates Clark Medal, eine der beiden renommiertesten Auszeichnungen auf dem Gebiet der Volkswirtschaft. Ein Jahr später war er der Präsident der Econometric Society, der seit 1948 als fellow angehörte.[2] 1962 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt, 1970 in die American Philosophical Society,[3] 1973 in die National Academy of Sciences und 1991 als korrespondierendes Mitglied in die British Academy.[4]

1976 koordinierte Klein die wirtschaftspolitischen Themen des Präsidentschaftskandidaten Jimmy Carter. Eine darauf folgende Einladung des Präsidenten Carter in dessen Regierungsmannschaft lehnte er allerdings ab.

Im Jahr 1977 stand Klein der American Economic Association als gewählter Präsident vor.[5] Über 30 Universitäten weltweit verliehen ihm die Ehrendoktorwürde.

Forschung

Klein erarbeitete in den 60er Jahren eine Serie ausgefeilter ökonometrischer Modelle, die als Wharton-Modelle weite Anwendung fanden. Er gründete die Beratungsfirma WEFA (Wharton Econometric Forecasting Associates), heute Global Insights. Ein gleichzeitig noch umfassenderes und detaillierteres weltweites ökonometrisches Modell wurde, gemeinsam mit anderen Forschungsgruppen, im Projekt Link erarbeitet. Dieses Modell versucht, die Auswirkungen ökonomischer Entwicklungen eines Landes auf andere Volkswirtschaften zu modellieren.

Die Begründung für die Nobelpreisverleihung schließt mit der Feststellung, dass „wenige, wenn überhaupt ein Volkswirtschaftler eine so zahlreiche Schar wissenschaftlicher Jünger und einen so großen Einfluss hatte wie Lawrence Klein“.

Ausgewählte Veröffentlichungen

  • The Keynesian Revolution. Macmillan, London 1947, ISBN 0-333-08131-5
  • Economic Fluctuations in the United States 1921–41. 1950
  • mit A. S. Goldberger: An Econometric Model of the United States, 1929–52. 1955
  • mit M. K. Evans: The Wharton Econometric Forecasting Model. 1967
  • An essay on the theory of economic prediction. Markham Pub. Co., Chicago 1970, ISBN 0-8410-2005-1
  • A Textbook of Econometrics. 1973, ISBN 0-13-912832-8
  • mit Gary Fromm: The Brookings Model. 1975
  • Econometric Model Performance. 1976
  • An Introduction to Econometric Forecasting and Forecasting Models. 1980, ISBN 0-669-02896-7
  • Econometric Models As Guides for Decision Making. 1982, ISBN 0-02-917430-9
  • The Economics of Supply and Demand. 1983
  • mit M. Dutta: Economics, Econometrics and The LINK. 1995, ISBN 0-444-81787-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Former prof, Nobel laureate Lawrence Klein died Sunday
  2. In Memoriam: Lawrence Klein. econometricsociety.org (Econometric Society), 25. November 2013, abgerufen am 28. Oktober 2015 (englisch). 
  3. Member History: Lawrence R. Klein. American Philosophical Society, abgerufen am 13. Dezember 2018. 
  4. Deceased Fellows. British Academy, abgerufen am 19. Juni 2020. 
  5. Past and Present Officers. aeaweb.org (American Economic Association), abgerufen am 28. Oktober 2015 (englisch). 

1969: Ragnar A. K. Frisch, Jan Tinbergen | 1970: Paul A. Samuelson | 1971: Simon S. Kuznets | 1972: John R. Hicks, Kenneth J. Arrow | 1973: Wassily Leontief | 1974: Gunnar Myrdal, Friedrich August von Hayek | 1975: Leonid W. Kantorowitsch, Tjalling C. Koopmans | 1976: Milton Friedman | 1977: Bertil Ohlin, James E. Meade | 1978: Herbert A. Simon | 1979: Theodore W. Schultz, Sir Arthur Lewis | 1980: Lawrence R. Klein | 1981: James Tobin | 1982: George J. Stigler | 1983: Gérard Debreu | 1984: Richard Stone | 1985: Franco Modigliani | 1986: James M. Buchanan Jr. | 1987: Robert M. Solow | 1988: Maurice Allais | 1989: Trygve Haavelmo | 1990: Harry M. Markowitz, Merton H. Miller, William F. Sharpe | 1991: Ronald H. Coase | 1992: Gary S. Becker | 1993: Robert W. Fogel, Douglass C. North | 1994: John C. Harsanyi, John F. Nash Jr., Reinhard Selten | 1995: Robert E. Lucas | 1996: James A. Mirrlees, William Vickrey | 1997: Robert C. Merton, Myron S. Scholes | 1998: Amartya Sen | 1999: Robert A. Mundell | 2000: James J. Heckman, Daniel L. McFadden | 2001: George A. Akerlof, A. Michael Spence, Joseph E. Stiglitz | 2002: Daniel Kahneman, Vernon L. Smith | 2003: Robert F. Engle III, Clive W. J. Granger | 2004: Finn E. Kydland, Edward C. Prescott | 2005: Robert J. Aumann, Thomas C. Schelling | 2006: Edmund S. Phelps | 2007: Leonid Hurwicz, Eric S. Maskin, Roger B. Myerson | 2008: Paul Krugman | 2009: Elinor Ostrom, Oliver E. Williamson | 2010: Peter A. Diamond, Dale T. Mortensen, Christopher A. Pissarides | 2011: Thomas J. Sargent, Christopher A. Sims | 2012: Alvin E. Roth, Lloyd S. Shapley | 2013: Eugene F. Fama, Lars Peter Hansen, Robert J. Shiller | 2014: Jean Tirole | 2015: Angus Deaton | 2016: Oliver Hart, Bengt Holmström | 2017: Richard H. Thaler | 2018: William D. Nordhaus, Paul Romer | 2019: Abhijit Banerjee, Esther Duflo, Michael Kremer | 2020: Paul Milgrom, Robert B. Wilson | 2021: David Card, Joshua Angrist, Guido Imbens | 2022: Ben Bernanke, Douglas W. Diamond, Philip Dybvig | 2023: Claudia Goldin

Normdaten (Person): GND: 119283271 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n79089349 | NDL: 00445858 | VIAF: 54207937 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Klein, Lawrence
ALTERNATIVNAMEN Klein, Lawrence Robert (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler
GEBURTSDATUM 14. September 1920
GEBURTSORT Omaha, Nebraska
STERBEDATUM 20. Oktober 2013
STERBEORT Gladwyne, Pennsylvania