Gleichnis vom Sauerteig

Darstellung des Gleichnisses in einer Radierung Jan Luykens

Das Gleichnis vom Sauerteig ist ein Gleichnis Jesu, das in den Evangelien nach Matthäus (Mt 13,33 EU) und Lukas (Lk 13,20–21 EU) überliefert ist.

Wortlaut

Das Gleichnis in der bei Matthäus überlieferten Form lautet in der Lutherübersetzung (revidierte Fassung von 1984):

„Ein anderes Gleichnis sagte er ihnen: Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“

Matthäus 13,33 LUT

In ähnlicher Form überliefert der Evangelist Lukas das Gleichnis:

„Und wiederum sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Scheffel Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war.“

Lukas 13,20–21 LUT

Deutung

Das Gleichnis ist weitgehend bedeutungsgleich mit dem in beiden Evangelien unmittelbar vorangehenden Gleichnis vom Senfkorn. In beiden Fällen soll ausgedrückt werden, dass das Reich Gottes sehr klein und unauffällig beginnt, aber dort, wo das Evangelium verkündigt und angenommen wird, zunehmend an Raum gewinnt. Die sehr große, für einen Privathaushalt unübliche, Menge von einem halben Zentner Mehl (wörtlich 3 Sata = „Maß“; entspricht etwa 36 Litern) unterstreicht, dass das Reich Gottes, trotz kleinen Beginns unbeschreibliche Ausmaße annimmt.[1]

Auch in der Antike wurde vor allem gesäuertes Brot gegessen. Hierzu benötigte man Sauerteig zum Säuern des Brotteigs. Man ließ in der Regel einen kleinen Teil des Brotteigs sauer werden und bewahrte ihn bis zum nächsten Backen auf. Der Sauerteig wurde vor dem Backen mit Wasser gemischt und zum Gären gebracht. Dieses Gemisch wurde dann, unter Zugabe von weiterem Wasser und Salz, mit dem Teig gemischt. Hierfür genügte bereits eine sehr kleine Menge an Sauerteig.[2]

Siehe auch

  • Sauerteig (Symbolgehalt)

Weblinks

Commons: Gleichnis vom Sauerteig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stuttgarter Erklärungsbibel, 2. Aufl. 1992, Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart, ISBN 3-438-01121-2, S. 1191 und 1295f
  2. Calwer Bibel Lexikon, hrsg. T. Schlatter, K. Gutbrod und R. Kücklich, 6. Aufl., 1989, ISBN 3-7668-3028-7, S. 1178
Normdaten (Werk): GND: 4203337-8 (lobid, OGND, AKS)

Gleichnisse in den synoptischen Evangelien:
Gleichnisse im engeren Sinn: Großes Abendmahl | Arbeiter im Weinberg | Bittender Freund | Blindensturz | Dieb in der Nacht | Ehrenplätze bei der Hochzeit | Feigenbaum | Feigenbaum ohne Früchte | Fischnetz | Haus auf Felsen und auf Sand gebaut | Herr und Knecht | Kluge und törichte Jungfrauen | Kostbare Perle | Licht unter dem Scheffel | Nadelöhr und Kamel | Neue Flicken auf dem alten Kleid | Neuer Wein in alten Schläuchen | Selbstwachsende Saat | Schatz im Acker | Pharisäer und Zöllner | Reicher Kornbauer | Spielende Kinder | Anvertraute Talente | Treuer Haushalter | Ungleiche Söhne | Ungerechter Richter | Ungerechter Haushalter | Unkraut unter dem Weizen | Böse Weingärtner | Sauerteig | Schalksknecht | Senfkorn | Turmbau und Kriegführen | Verlorener Groschen | Verlorenes Schaf | Verlorener Sohn | Vierfaches Ackerfeld | Wachsame Knechte | Zwei Schuldner
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Ich-bin-Worte: Ich bin das Brot des Lebens | Ich bin das Licht der Welt | Ich bin die Tür | Ich bin der gute Hirte | Ich bin die Auferstehung und das Leben | Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben | Ich bin der wahre Weinstock
Weitere Bildreden: Vom Weizenkorn | Die gebärende Frau